Wohin führt die Tür?
3D-Rekonstruktion nach einer Buchillustration aus dem 17. Jahrhundert
Die digitale 3D-Rekonstruktion eines Fachwerkbaus aus dem 17. Jahrhundert als virtuelle Kulisse vereint das Erbe vergangener Architektur mit den Möglichkeiten modernster Technologie. Fachwerkhäuser, mit ihren charakteristischen Holzstrukturen und Lehmwänden, verkörpern nicht nur das historische Erbe vergangener Epochen, sondern auch die kulturelle Identität einer Region.
Durch die Anwendung von 3D-Modellierungstechniken und Virtual-Reality-Technologie ist es heute möglich, diese historischen Gebäude in einer virtuellen Umgebung zum Leben zu erwecken. Hier hilft uns die digitale Technik eine Vorstellung davon zu entwickeln, wie die Arbeitsumgebung des Rabbi Judah Mehler, gemäß seiner eigenen Illustration aus dem 17. Jahrhundert, ausgesehen haben könnte.
Aufbau der Stockwerke
Urbane Fachwerkhäuser im 17. Jahrhundert wiesen in der Regel zwei, drei oder mehr Stockwerke auf, um auf enger Grundfläche mehr Raum unterzubringen.
Die Platzierung der Zimmertüre gegenüber der Fensterreihe weist darauf hin, dass sich das Zimmer nicht im Erdgeschoss, sondern in einem oberen Stockwerk des Hauses befand, da ansonsten eine Stiege innerhalb des Zimmers hätte vorhanden sein müssen, um nach oben zu gelangen.
Durch die Tür gelangte man demnach in ein enges Treppenhaus, das sowohl abwärts zum Eingang des Hauses als auch -vermutlich- weiter nach oben führte.
Wie schon erwähnt ist weiterhin zu vermuten, dass in der chiffrierten Darstellung der Fenster auf der gegenüberliegenden Seite ebenfalls ein nicht verputztes Fachwerk angedeutet wird, dessen realistische Darstellung mit Balken im Bild selbst gestört hätte. Weiterhin ist die Andeutung von Regalen mit Stützen anstelle von Schränken (unklar!) ein Hinweis auf ein in den Innenräumen notwendigerweise sichtbares Fachwerk.
Abb. 2 Die Stiegenach oben
Die Lage des Zimmers
Nach vielen Vergleichen mit Fachwerkhäusern jener Zeit entstanden zwei Stockwerke des Hauses, in dem Rabbi Judah Mehlers Studierzimmer gelegen haben müsste. Da die verbliebenen Fachwerkhäuser in der Binger Altstadt meist drei Stockwerke aufweisen, nehme ich an, dass es über Judah Mehlers Studierzimmer noch eine Etage gegeben hat.
Möglicherweise war das Studierzimmer auch im obersten Stockwerk, was aber für die Erstellung der 3D-Nachbaus nicht von Bedeutung war.
Abb. 3 ZweiStockwerke leer
Nach dem Einzug...
Mit der Konstruktion des Fachwerkbaus war die Grundlage gelegt, die Räumlichkeiten mit den auf der Illustration sichtbaren Objekten zu belegen. Von der Zimmeraufteilung her entspricht die Umgebung dem Original.
Abb. 4 Das Studierzimmer