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um 100 n.Chr.

Das Römerkastell am Rupertsberg

Seit Ankunft der Römer am Rhein im späten 1. Jh. v. Chr. war Rupertsberg von großer strategischer Bedeutung: Hier trafen bedeutende Verkehrswege aufeinander – die Straße über den Hunsrück hinweg nach Trier kreuzte die Rheinuferstraße, und entlang der Nahe führte ein Weg bis nach Metz.

Außerdem befand sich nahe der Mäuseturminsel ein natürlicher Hafen, der den Rheinschiffen Gelegenheit zur Umgehung des gefährlichen Binger Lochs bot. So dürfte um Christi Geburt ein erstes Holz-Erde-Kastell am Kreuzungspunkt der Straßen nahe dem späteren Kloster entstanden sein. Davon zeugen Soldatengrabsteine aus der Mitte des 1. Jh. n. Chr. aus dem Bereich des heutigen Hauptbahnhofs.

Archäologische Hinweise auf eine Thermenanlage in der Nähe des „Hildegardisbrünnleins“ sprechen dafür, dass sich am Ort des Hildegard-Klosters um 100 n. Chr. ein Militärbad befunden hat.

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um 300 n.Chr.

Ein befestigter Verkehrsknotenpunkt


Um 300 dürfte der Ausbau des Rupertsberger Militärstützpunktes zu einem Burgus erfolgt sein, einem massiv errichteten Wehrturm mit zinnenbekrönter Ummauerung.

Hier bewachte wohl bis ins 5. Jh. hinein eine Abordnung der 22. Legion aus Mainz, die milites Bingenses, einen Abschnitt der von Germanen bedrohten Rheingrenze und sorgten für die Sicherheit auf den Verkehrswegen.

Gerade im 4. Jahrhundert, als Trier zur römischen Hauptstadt geworden war, erhielt die Sicherung der Anschlusstelle zwischen der „Ausoniusstraße“ und der Rheinuferstraße am Ruperts- berg besondere Bedeutung: Galt es hier doch, für eine regelmäßige Ver- bindung zwischen der Trierer Zentrale und dem rheinischen Grenzgebiet zu sorgen.

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um 550 n.Chr.

Die römischen Monumentalbauten werden von den Franken genutzt


Nach der Aufgabe Bingens durch die Römer traten Franken an deren Stelle. Sie nutzen bestehende Monumentalbauten fort, ohne sie jedoch vollständig unterhalten zu können. Der Rupertsberg wurde zur Ruinenlandschaft. Das befestigte Burgus-Gebäude wurde vermutlich zum Sitz eines königlichen Amtsträgers.

Das Militärbad wurde wahrscheinlich in eine christliche Taufkapelle umgewandelt. Durch archäologische Funde aus dem 6. und 7. Jahrhundert ist der Friedhof der fränkischen Niederlassung am Rupertsberg bekannt.

Trotz allem Rückgang und dem Zerfall der Infrastruktur in den „dunklen Jahrhunderten“ des Frühmittelalters wurden die Fernstraßen, die sich am Rupertsberg kreuzten, wohl intakt gehalten. Fernhandel und kultureller Austausch auch über weitere Entfernungen hinweg blieben weiterhin möglich.

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um 825 n.Chr.

Der Rupertsberg als Sitz eines Pfalzgrafen


Unter den Karolingern erhielt der Rupertsberg neue Bedeutung: Über die dortige Straßenkreuzung wurde die jetzt entstehende Pfalz in Ingelheim an die zentralen Regionen des Reiches im Westen angeschlossen.

Um 790 setzte Karl der Große hier einen engen Vertrauten als königlichen Pfalzgrafen ein, der die Zufuhr von Baumaterialien für den Ingelheimer Pfalzbau zu gewährleisten hatte. Pfalzgraf Rupert III. (um 760 – vor 834) sorgte auch dafür, dass sein Amtssitz zu einer wahrhaft kaiserlichen Stadt ausgebaut wurde: Er ist es, der das historische Vorbild für den hl. Rupertus und seine „rupertinische civitas“ abgegeben hat, das Hildegard von Bingen in ihrer Rupertusvita zeichnet.

Im Sommer 826 fand auch ein hochbedeutendes Ereignis am Rupertsberg statt: In der hiesigen Taufkapelle schritt Kaiser Ludwig der Fromme (778-840) zur Taufe des dänischen Königs Harald Klak (um 765 – um 846).

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um 1000 n.Chr.

Der Mainzer Erzbischof lässt den Königshof am Rupertsberg zerstören


Zur Erinnerung an die Taufe des Dänenkönigs ließ sich Pfalzgraf Rupert III. in der Taufkapelle am Rupertsberg bestatten – so entstand das Grab, das noch in Hildegards Tagen anzutreffen war und das zum Ausgangspunkt ihrer Klostergründung werden sollte. Die übrigen Gebäude der einstigen rupertinischen „Königsstadt“ am Rupertsberg waren zu diesem Zeitpunkt aber verschwunden.

Anders als es in der Rupertsvita berichtet wird, waren hingegen nicht die Normannen für diese Zerstörung der „rupertinischen civitas“ verantwortlich gewesen. Vielmehr ließ der Mainzer Erzbischof Willigis (um 940 - 1011) oder einer seiner ersten Nachfolger um 1000 die strategisch wichtige Königsstellung am Rupertsberg zerstören, weil sie zu einer Bedrohung für die entstehende bischöfliche Herrschaft an Rhein und Nahe werden konnte.

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um 1150 n.Chr.

Hildegard von Bingen errichtet ihr neues Kloster


In der Mitte des 12. Jahrhunderts präsentierte sich der Rupertsberg, an dem sich einst ein Kastell erhoben und eine frühmittelalterliche „Stadt“ geblüht hatte, als siedlungsleere Fläche: Nur die geweihte Taufkapelle mit dem Rupertusgrab hatte die Niederlegung des Ortes durch die Mainzer Erzbischöfe überstanden.

Für Hildegard von Bingen und ihr adliges Umfeld war die Stätte jedoch wie geschaffen, um ein großes Missionsprojekt zu einem glücklichen Ende zu bringen. Hildegard und ihr adliges Umfeld warben für einen Kreuzzug gegen die „Heiden“ in den weiten Regionen Skandinaviens, nachdem Hartwich von Spanheim, der Bruder von Hildegards „Lieblingsnonne“ Richardis, zum Erzbischof von Bremen erhoben worden war.

Das neue Kloster sollte zum Dreh- und Angelpunkt der Missionsaktivitäten im hohen Norden werden: Hier hatte ja schon 826 die erste Taufe eines Normannenkönigs überhaupt stattgefunden!

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um 1350 n.Chr.

Der Rupertsberg als Wallfahrtsstätte


Nach ihrem Tod wurde Hildegard zunächst an unbekannter Stelle bestattet. Während des 13. Jahrhunderts erhielt der Sarkophag mit ihren Gebeinen jedoch vermutlich einen Standort in der Krypta vor dem Hochaltar. Dennoch erfährt man von einer schwunghaften Hildegardis-Wallfahrt im Spätmittelalter noch nichts.

Vielmehr besuchten viele Pilger die Klosterkirche damals wegen eines Muttergottes-Bildes in der 1281 gestifteten Marienkapelle, aus dem auf wundersame Weise Blut und Milch geflossen sei. Seit 1394 befand sich auch die Nikolauskapelle der Schifferbruderschaft am Naheufer.

Erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts erhielt auch die Hildegard-Verehrung neue Impulse: 1489 und 1498 fanden feierliche Graböffnungen statt, und die Prophetin wurde zur Ehre der Altäre erhoben – dies war die altertümliche Form der Heiligsprechung ohne päpstliche Kanonisation.

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um 1632 n.Chr.

Die Zerstörung des Klosters im 30jährigen Krieg

Nach Hildegards Tod 1179 wurde immer wieder deutlich, dass der einst so bedächtig gewählte Standort auf lange Sicht zu einer schweren Hypothek für das Gedeihen des Klosters werden sollte: Es lag außerhalb der schützenden Mauern der Stadt und eignete sich hervorragend, um feindliche Stellungen gegen Bingen zu errichten. Schon 1301 nutzten feindliche Truppen erstmals das Kloster zur Belagerung.

Vollständig zerstört wurde das Kloster dann im 30jährigen Krieg. Bei ihrem Vormarsch an den Rhein näherten sich im Herbst 1631 die schwedischen Truppen Gustav Adolfs Bingen und nahmen die Stadt in ihrem Besitz. Trotz gegenteiliger Zusicherungen ließen die Schweden das Kloster auf dem jenseitigen Naheufer dann niederbrennen, um einen möglichen Angriff der Kaiserlichen von dort aus zu verhindern.

Während die Nonnen seit 1641 ein neues Refugium im Kloster Eibigen bei Rüdesheim fanden, fristete der Rupertsberg in den folgenden 150 Jahren ein Dasein als Ruinenlandschaft.

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um 1890 n.Chr.

Die Villa am Rupertsberg entsteht

1803 erwarb der bisherige Pächter das Anwesen, bezog das Kelterhaus im ehemaligen Kreuzgang als Wohnhaus und richtete das gesamte Gelände für seine eigene Wein- und Landwirtschaft neu her. Damals entstanden die großen Keller wie das „Rupertsberger Gewölbe“.

Die ehemaligen Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurden größtenteils abgebrochen. Lediglich die im 18. Jahrhundert erneuerte Marienkapelle hatte Bestand: Hier richtete der neue Besitzer seine Wohnung ein. So wurden die aus der Klosterkirche stammenden fünf Arkadenbögen der Marienkapelle Teil der modernen Bebauung – und sind es bis heute geblieben: Das neue Wohnhaus bildet den Kern der Villa am Rupertsberg.

Die Überreste des Chors fielen dann 1859/60 dem Bau der Eisenbahnstrecke an der Nahe zum Opfer. Johann Franz Herter, der ein Weingut am Rupertsberg führte, verkaufte das Gelände, weil er die Zusage erhielt, dass die Straße zum neuen Bahnhof an seiner Wirtschaft vorbeiführen sollte... Seither fährt die Eisenbahn dort, wo einst Hildegard bestattet lag.